Archiv der Kategorie: Sport

Sportliche Verquerungen

Nicht nur dank Zlatan oder Wintersport: Die schwedische Sportwelt tickt anders als die deutsche. Während nach einem Boxkampf über ein Verbot der gesamten Sportart nachgedacht wird, steigt im Eishockey die Schwedische Kirche als Sponsor ein. Wo besteht da die Verbindung?

36 Jahre war Boxen in Schweden untersagt. Erst 2006 entschloss man sich, das Verbot für professionelle Kämpfe zu lockern. Interessanterweise waren es kurz darauf vor allem schwedische Boxerinnen, die sportliche Erfolge feierten. Vielleicht die Größte unter ihnen: Frida Wallberg.

Nun hat Wallberg auch für die größte Kontroverse gesorgt: Nach ihrer Niederlage vor drei Wochen verlor sie nicht nur den Weltmeistertitel, sondern auch ihr Bewusstsein. Wallberg musste ins künstliche Koma versetzt werden, ist aber mittlerweile wieder ”wohlauf”. Das kann man von Schwedens Boxwelt allerdings nicht behaupten.

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Rückschritt in Gleichstellung

Gerade für Gleichberechtigung und Understatement ist Schweden bekannt. Doch ein Beispiel zeigt, wie sich das im öffentlichen Interesse schnell verqueren kann: Zlatan Ibrahimovic.

Sie gelten in Schweden als sehr beliebt: Rechte und traditionelle Verhaltensweisen, die für den Ausbau von Gleichberechtigung und allgemeiner Zugänglichkeit in der Gesellschaft stehen. Schon genannt wurde die jährliche Veröffentlichung der Einkommenssteuer. Ein anderes Beispiel wäre das Allemansrätten. Offen zugänglicher Grund darf von jedem betreten und dort sogar gezeltet werden, wenn es nicht explizit verboten ist. Das gilt sogar für Grundstücke! Doch es gibt Bereiche, in denen dieses Verhalten komplett vergessen wird.

Beim Sport könnte man nun vermuten, dass es in dessen Natur liegt: Durch den Wettkampfcharakter sind Sportler quasi dazu gezwungen, sich hervorzuheben. Das mag beim Einzelsport aus Perspektive der Selbstvermarktung von Athleten auch durchaus Geltung finden.

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Die Vereinsamung des Sports

Schon immer hat es den Unterschied zwischen Einzel- und Mannschaftssport gegeben: Doch nie war er mit einer solch hohen gesellschaftlich-wirtschaftlichen Symbolik behaftet wie heute.

Ohne Frage: Es ist praktischer, Läufer oder Fitnessstudiogänger zu sein als Mannschaftssportler. Man kann seine Trainingszeiten flexibel einteilen, ist selbst für Fortkommen und Erfolg zuständig, und muss sich im besten Fall nicht mit Entscheidungen anderer herumschlagen. Doch welche Bedeutung verbirgt sich außerdem hinter dem Trend, der immer mehr Menschen dazu bringt, alleine Sport zu machen?

In Schweden scheint die Läuferbewegung auf dem Höhepunkt: Zu jeder Tages- und Nachtzeit begegnen einem Läufer auf und abseits der Straße. Die Ausrüstungsunternehmen verdienen Unmengen an Geld und neue Zweigstellen schießen wie Pilze aus dem Boden.

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Die Wende

Mit Macht vor den Kopf gestoßen! Durch eigene Erkenntnis. Gut oder schlecht?

In jedem Fall immer wieder eine Erfahrung wert. Inwiefern es für dessen Bevölkerung gilt, muss sicherlich diskutiert werden, aber Skandinavien generell als einen ruhigeren Flecken der Erde zu bezeichnen, mag im Durchschnitt stimmen. Doch erst wenn man enorme Emotionen sieht, erschließt sich einem der Kontrast. Und die eigene Naivität.

In der U-Bahn gibt es kein Chaos, wenn die Bahn vor dem Spiel zu spät kommt, wenn eine der drei Linien in der Stadtmitte gesperrt ist und viele in Bustransfers umsteigen müssen; in der Halbzeitpause sind Getränke und Essensstände nicht dafür auserkoren, angestaute Aggressionen loszuwerden. Anstellen, Entspannung und Quatschen ist angesagt, selbst wenn das eigene Team grauenhaft gespielt hat und 0–1 (lokale Schreibweise) zurückliegt.

Fußball: Stockholm ist keine kleine Stadt – insgesamt 800.000 in der inneren Stadt, 2 Millionen im Großraum – und ein gut besuchtes Spiel zieht immerhin bis zu 16.000 Menschen an. Aber Aufregung um das Ganze? Fehlanzeige? Der größte Verein will seine Chancen auf die Meisterschaft erhalten, seine Fans lässt das kalt: bis zu einem bestimmten Punkt.

Denn wenn 15 Minuten vor Schluss der Ausgleich im Råsunda fällt, bricht die Hölle los. Dann legt jeder AIK-Fan seine Zurückhaltung ab, das Scheppern von Blech wird zum vertrauteren Geräusch als Klatschen, weil die Hände allein einfach zu leise zum Anfeuern sind. Und dann beginnt die Nachspielzeit…

Was dann passiert, hätte Helsingborg nicht vermutet – ich in Schweden auch nicht.