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Zum Gesetzesgehalt

Die Regulierungswut der Schweden in Verwaltungsfragen ist weltweit dank der Ikea-Nummern bekannt. Auch das staatliche Alkoholmonopol (System Bolaget) ist ein Begriff. Offiziell wird dies gern mit „in der schwedischen Gesellschaft ist Alkoholkonsum nicht so gern gesehen“ begründet. Doch das stimmt nicht.

Das erste Thema in Gesprächen sind häufig die Alkoholpreise in Deutschland: Schweden kommen diese anscheinend wie ein Paradies vor! Selbst wenn man sich nach einigen Wochen Aufenthalt vorgenommen hat, keine Preise mehr umzurechnen, das hohe Preisniveau einfach zu akzeptieren – es ist schwierig: Denn von Schweden selbst wird man darauf angesprochen.

Nun hat sich zu diesem Thema eine juristische Veränderung getan: Der staatliche Alkoholmonopolträger „Systembolaget“ testet den Lieferservice nach Hause. Nach der günstigen Platzierung von Läden an der norwegischen Grenze (denn dort sind die Alkoholpreise noch höher), eine weitere Farce, wo man doch angeblich auf den Schutz der Bevölkerung vor Alkohol wert legt. Dennoch:

Öffentliche Begeisterung.

Ein anderer spektakulärer juristischer Fall sorgt ebenfalls für Aufsehen:

Nach einem feuchtfröhlichen Abend war ein Familienvater nach dem Ausstieg aus einer Stockholmer U-Bahn in das Schienenbett gestürzt und bewusstlos liegengeblieben. Der offenbar einzige Zeuge sprang kurzentschlossen hinterher, raubte den Familienvater aus und ließ ihn dort liegen. Er wurde von der nächsten U-Bahn überrollt und überlebte wie durch ein Wunder.

Der Täter wurde gefasst. Überraschend ist nun aber, welcher Tat er beschuldigt wird: „Schwerer Raub“. „Unterlassene Hilfeleistung“ existiert im schwedischen Recht nicht – und wird auch jetzt kaum öffentlich eingefordert.

Apathie.

Verbesserung: Ich bin auf ein ausgesprochen gutes Rätsel „Radio Schwedens“ (deutschsprachiger Nachrichten-Podcast des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Schwedens) hereingefallen und hatte ursprünglich eine andere alkoholbezogene Gesetzesänderung thematisiert. Obwohl sich die Diagnose nicht ändert, freilich ein krasser Fehler, für den ich mich hier entschuldigen möchte.