Archiv der Kategorie: Film

Serientäter

Die Debatte um fehlende Qualitätsserien im deutschen Fernsehen geht an der Realität vorbei. Eine starre Beschränkung auf TV-Formate führt dazu, dass selbst existente Sendungen mit phänomenalen Einschaltquoten nicht als das gesehen werden, was sie sein könnten.

Als Pilou Asbæk am Samstagabend als einer der Moderatoren des Eurivision Song Contest auf den Mattscheiben auftauchte, kam sein Gesicht vielen bekannt vor. Der dänische Schauspieler sorgte jahrelang als politischer Berater in der aus seinem Heimatland stammenden Fernsehserie Borgen für Furore. Dass er es auch beherrscht einen Gesangswettbewerb von internationer Bedeutung zu moderieren, erinnerte an eine Debatte, für die Borgen geradezu stellvertretend steht: die immer neue Diskussion um fehlende Qualitätsserien der deutschen Sender. Und am darauffolgenden Sonntagabend zeigte eben jenes deutsche Fernsehen, warum diese Kontroverse vermeintlich gar keine ist. Nur wahr nimmt das niemand.

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In einem Dorf von nebenan…

… könnte die Geschichte angesiedelt sein, die Thomas Vinterberg in Jagten (Die Jagd) erzählt. Ein grundsympathischer Erzieher wird mit dem Vorwurf des Kindesmissbrauchs konfrontiert. Und plötzlich spielt das ganze Dorf verrückt.

Mads Mikkelsen (James Bond: Casino Royale, En Kongelig Affære/Die Königin und der Leibarzt) spielt Lucas, der unschuldig verdächtigt wird – und erfüllt diese Rolle phantastisch. Nachdem ein Mädchen im Kindergarten eine kleine Lüge geäußert hat, stürzt eine Lawine auf den Ahnungslosen nieder, die der Zuschauer in der kleinen dänischen Dorfidylle nicht erwartet hätte, und die doch so universell übertragbar ist.

Nachdenkliche Schritte, verstörte Blicke, die ganze Unfassbarkeit des ihm Vorgeworfenen sprechen aus Lucas’ Gesicht; auf dem Filmfestival von Cannes wurde Mikkelsen mit dem Preis als bester Darsteller ausgezeichnet. Doch Jagten profitiert von mehr als einem sehr guten Schauspieler.

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