Archiv der Kategorie: Gesundheit

Vergripptes Orchester

Die Grippe kommt. In Deutschland wird gerne vor dem Virus in der Winterzeit gewarnt. Dabei helfen schon einfache Verhaltensregeln, den Körper vor dem „Infekt der Kälte“ zu schützen.

Und diese haben die Schweden doch besonders verinnerlicht. Schließlich leben sie in einem der kältesten Länder Europas, die Winter können sich von September bis April erstrecken und der Schnee bleibt gerne über Monate liegen. Die Taktik der Schweden, sich einer lästigen Erkältung als immunschwächende Krankheit zu entziehen, ist dabei so einfach wie speziell.

Beeindruckende Vorbereitungen

Denn sie existiert einfach nicht: Um sich vor einem Winteraufenthalt hier besonders gegen Kälte zu schützen, rennt man in unterschiedlichste Läden, um den Unterschied zum deutschen Winter wegzukleiden. Doch Schweden tragen einfach weiter dünne Jacken und kommen gar nicht auf die Idee, diese bei mehreren Minusgraden zu schließen. Natürlich können sie sich das leisten, weil sie bessere Abwehrkräfte haben.

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Das andere schwarze Gold

Dass einem selbst bekannte kulinarische Zutaten in fremder Umgebung seltsam vorkommen können, beweisen die skandinavischen Länder mit ihrer Sucht nach Lakritz. Der schwarze Süßstoff wird sogar als Glasur für Speiseeis verwendet. Jetzt ist ein Streit mit der EU entbrannt, wie hoch konzentriert das schwarze Gold sein darf.

Lakritz besteht aus einer Zusammensetzung des Süßholzwurzel. In skandinavischen Ländern wird bevorzugt Salmiak (Aluminiumchlorid) als intensiver Geschmacksstoff beigemischt. Eine besondere Spezialität sind dort die Salzlakritz, in denen besonders viel Salmiak enthalten ist. Lakritz kann in höherer Konzentration gesundheitsschädlich wirken – selbst wenn es auch medizinisch positive Effekte hat, von denen allerdings nicht alle eindeutig belegt sind. Wie stellt sich nun also der Konflikt dar?

Alle streiten für das schwarze Gold

Von europäischer Ebene kam der Vorschlag, die zulässige Menge Salmiak auf drei Gramm pro Kilo zu begrenzen. Salzlakritz enthalten 70 (!) Gramm. So aggressiv, wie von offiziellen Seiten sonst vorgeblich gegen die Drogen Alkohol und Nikotin vorgegangen wird, so massiv entwickelte sich der Lakritzstreit.

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Zwischen Ordnung und… dem anderen.

Der 3. September 1967 war ein denkwϋrdiger Tag in Schweden: Parlamentswahlen? Bekanntgabe eines schwedischen Nobelpreisträgers? Geburt im Königshaus ? Nichts dergleichen. Das Datum, das sich am Montag zum 45. Male gejährt hat, ist in Schweden als “Dagen H” bekannt, “Tag H”.

Nun: Schweden ist ein sehr ordentliches Land. Fϋr nahezu jeden Lebensbereich gibt es Behörden, Registrierungspflichten und auffällig ist auch der Nummernzwang. Um etwas zu nutzen, braucht man meist eine Personennummer, in vielen Geschäften oder Servicestellen heiβt es: Zettel ziehen und warten, bis man an der Reihe ist.

Doch das ”H” im ”Dagen H” steht fϋr ”högertraffikomläggningen”, die Rechtsverkehrumstellung. Ja, Schweden hatte tatsächlich bis dahin Linksverkehr. Und nicht nur, dass dem lange öffentliche und politische Debatten zuvorgingen – die Mehrheit der Bevölkerung war zumindest den Umfragen zufolge auch zum Zeitpunkt der Umstellung noch dagegen.

Und heute? Scheint sich das kaum verändert zu haben! In der U-Bahn laufen die Massen tatsächlich durcheinander, häufig auf der linken Seite, sogar Ausschilderungen auf dem Boden zollen dem Tribut – und finden sich links. Trotzdem sind die Menschen auf beiden Seiten unterwegs und auch in den Einkaufsstraβen lässt sich keine klare Zuordnung feststellen. Dadurch kommt es zu vielen Unklarheiten und, nennen wir es mal, interessanten Begegnungen!

Gerade in der Tunnelbana, wo die Masse ohnehin in einem höllischen Tempo unterwegs ist, kann das aber auch fatale Folgen haben… Es ist eben doch nicht alles regelbar.

Kleine Ergänzung: Henning Zwirnmann (Svensk vinter) hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass auch die Bahnen selbst hier noch im Linksverkehr unterwegs sind. Da diese aber wirklich geordnet und zuverlässig unterwegs sind, widerspricht das freilich meiner These vom „Chaos im Untergrund“. Deswegen keinerlei Berücksichtigung.

Von Hamstern und Milch

Lättmjölk, Mellanmjölk, Minimjölk; nicht nur die Bandbreite der Milchsorten ist beeindruckend, sondern noch etwas anderes fällt auf: Das Haltbarkeitsdatum. Die meisten Produkte sind nicht so lange als frisch ausgeschrieben wie ihre Geschwister in Deutschland, das gilt nicht nur für Milchprodukte, sondern beispielsweise auch für Teigwaren. Nagut: Knäckebrot ist natürlich trotzdem ewig haltbar.

Wenn man nun die skandinavien-freundliche Perspektive einnehmen würde, könnte man auf die Naturverbundenheit und die Vorliebe für ökologische Produktion verweisen. Das Vermeiden von Konservierungsstoffen oder anderen Methoden zur Frischeerhaltung scheint tatsächlich in gewisser Weise verrufen. Doch das ist müßig…

Denn es hat auch ganz pragmatische Konsequenzen, die auf die deutsche Einkaufspolitik transferiert werden können: Der Haushalt, das Essen, die Einkäufe müssen besser geplant werden, nachher zur Hälfte zu entsorgende Hamsterkäufe – selbst wenn Lidl in Schweden mit dem Slogan „Hamstert!“ und dem dazugehörigen possierlichen Tierchen wirbt – sind also nicht angesagt.

Und das ist nun wirklich etwas, dass sich jeder selbst bei langen Haltbarkeitsspannen vornehmen könnte.